In der Schule und an den Unis wird gelernt, gebüffelt, optimiert. Die Generation Z und Alpha wächst in einem Bildungssystem auf, das ihnen eines verspricht: Wer sich anstrengt, bekommt am Ende einen guten Job.

Aber was, wenn das Fundament dieses Versprechens bröckelt?

Ein aktueller Bericht zeigt: Tech-Unternehmen haben 2024 rund 25 % weniger Absolvent:innen eingestellt als im Vorjahr. Startups immerhin noch 11 % weniger. Parallel dazu stieg das Hiring für Berufserfahrene (2–5 Jahre Erfahrung) um 27 % bei Big Tech und um 14 % bei Startups.

Das bedeutet: Der klassische Einstieg – raus aus dem Studium, rein in den Job – funktioniert immer weniger. Und das ist kein Ausrutscher. Es ist ein struktureller Wandel.


Der stille Vormarsch der KI

Die Autoren des Reports sprechen von „überzeugenden Hinweisen“, dass der Rückgang bei Berufseinsteiger:innen mit der Verbreitung von KI-Tools zusammenhängt.

Kein Wunder: Viele typische Aufgaben in Juniorrollen – wie Recherchieren, Coden, Analysen oder Systemeinrichtung – können heute bereits von generativer KI übernommen werden. Schneller. Günstiger. Fehlerfreier.

Ein Beispiel: Start-Ups bieten ein KI-Tools, das große Teile der Finanzanalyse automatisiert – also genau das, was früher von Analystenteams gemacht wurde.

Und oft nach dem folgenden Leitsatz:

„Wir können fast alles automatisieren, was ich früher bei XYZ gemacht habe.“

Man braucht keine wilde Fantasie, um zu erkennen: Wenn ein Tool dieselbe Arbeit leisten kann wie fünf Junioren, dann wird dieses Team nicht mehr eingestellt.


Das alte Dilemma – neu eskaliert

Es gibt ein bekanntes Paradoxon im Berufseinstieg:

Ohne Erfahrung kein Job. Ohne Job keine Erfahrung.

Dieses Dilemma ist nicht neu. Aber KI macht es existenziell.

Denn selbst wenn der Lebenslauf stimmt, das Studium passt, die Motivation da ist – es braucht einfach niemand mehr für bestimmte Rollen.

Was bleibt, ist Frustration. Oder Resignation.

Oder die Erkenntnis, dass der Arbeitsmarkt für Einsteiger:innen neu gedacht werden muss.


Was bedeutet das für unsere Kinder?

Die zentrale Frage ist nicht technischer Natur. Es geht nicht nur um Tools oder Automatisierung. Es geht um Verantwortung.

Wir sagen unseren Kindern, dass sie sich anstrengen sollen. Dass sie lernen, studieren, Ziele verfolgen sollen. Aber was sagen wir ihnen, wenn sie alles richtig gemacht haben – und es trotzdem nicht reicht?

Was sagen wir einem 24-Jährigen mit Abschluss, Ehrgeiz und Neugier, wenn niemand ihn einstellt, weil seine Arbeit von einem Algorithmus erledigt wird?

Und noch viel grundlegender:

Bereitet unser Bildungssystem überhaupt auf das vor, was da kommt?


Die Antwort? Nicht defensiv, sondern aktiv

AI nimmt dir deinen Job nicht – wenn du der oder die Beste darin bist, sie zu nutzen.

Das ist keine Drohung, sondern ein realistischer Hinweis:

Die Spielregeln haben sich geändert. Wer mitspielen will, muss lernen, wie man mit KI arbeitet – nicht dagegen.

Was es jetzt braucht, sind:

  • Neue Einstiegsmodelle, die Lernen & Erfahrung mit KI kombinieren
  • Unternehmen, die nicht nur Seniorität suchen, sondern Potenzial entwickeln
  • Bildung, die nicht starr an alten Curricula festhält, sondern Wandel integriert

Ein Generationenvertrag im Wandel

Wir stehen an einem Kipppunkt.

Wenn wir wollen, dass unsere Kinder in einer fairen, sinnvollen Arbeitswelt landen, dann müssen wir sie nicht nur technisch befähigen – sondern ihnen ehrlich sagen, worum es wirklich geht.

Nicht „Was willst du mal werden?“

Sondern:

„Wie kannst du lernen, dich permanent neu zu erfinden?“

Der Unterschied ist gewaltig.

Und er wird bestimmen, ob aus dem Versprechen einer Zukunft mit Chancen ein leeres Narrativ wird – oder eine neue Realität.


Inspiration: https://techcrunch.com/2025/05/27/ai-may-already-be-shrinking-entry-level-jobs-in-tech-new-research-suggests/

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