Gen Z: Für Entscheider:innen
Knapp ein Drittel der globalen Bevölkerung besteht aus Mitgliedern der Generation Z, die das Potenzial haben, unsere Gesellschaft zukunftsorientiert zu gestalten – wenn man ihnen nur die Chance dazu gibt. Diese Gruppe, im Alter von 10 bis 27 Jahren, ist von Umweltbedenken und einer bisher beispiellosen Rate an psychischen Erkrankungen geprägt. Gleichzeitig sind sie besser vernetzt und technologisch versierter als jede Generation zuvor – sie sind die ersten echten Digital Natives.
Viele Unternehmen stellen sich die Frage: Was macht die Generation Z aus? Und wie kann man am effektivsten mit ihnen zusammenarbeiten?
Das Buch, das von den Herausgeber:innen zusammengestellt wurde, vereint beide Perspektiven und bietet so eine visionäre Lektüre für Entscheidungsträger:innen. Es enthält praktische Fallstudien über diese junge Generation und ihre möglichen Rollen in den Bereichen Gesellschaft, Politik und Wirtschaft.
Zu den Beitragenden gehören unter anderem: Anahita Thoms (Baker McKenzie), Mona Ghazi (Optimo), Alex Giesecke und Nico Schork (simpleclub), Diana zur Löwen (Influencerin), Jens Fiege (Fiege), Nari Kahle (VW), Katherina Reiche (Westenergie), Heiner Thorborg (Personalberater), Richard Schäli (Investor), Laura Bornmann (Rewe), Vaitea Cowan (Enapter) und Daniel Krauss (FlixBus).
Zitate und Take Aways
Biete Lernmöglichkeiten
Biete Lernmöglichkeiten an Einer der Faktoren, der für die Gen Z wirklich wichtig ist, ist die Möglichkeit, sich kontinuierlich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln. Das beginnt schon damit, dass sie in Vorgesetzten oder der Unternehmensleitung ein Vorbild sehen, mit dem sie sich identifizieren und von dem sie lernen kann.
Role Model
Eine:r der Kund:innen von Optimo, die Marantec Group, macht das sehr gut. Die Geschäftsführerin von Marantec engagiert sich ehrenamtlich, ist in den sozialen Medien aktiv und setzt sich offen dafür ein, Arbeitsplätze zu verändern und agiler zu machen.
Positive Werte für dein Unternehmen sind entscheidend
Habe einen positiven Impact Um die Gen Z anzusprechen, muss dein Unternehmen »cool« sein. Das bedeutet, dass es positive Werte nicht nur im Werbeslogan vermittelt, sondern aktiv an der Umsetzung arbeitet. Nachhaltigkeit darf sich nicht in der unbeirrten Kontinuität von Althergebrachtem äußern. Stattdessen sollten aktiv Ziele definiert und durch geeignete Maßnahmen umgesetzt werden, wie zum Beispiel innerhalb eines Jahres X Prozent weniger Abfall zu produzieren und die Umweltbelastung zu minimieren oder sich vorbildlich in sozialem Engagement zu zeigen. Die UN-Nachhaltigkeitsziele bieten eine tolle Richtlinie hierfür.
Was treibt junge Menschen an?
Die Frage »Was treibt junge Menschen an?« schafft es auf die wichtigste Managementtagung
1. Wir möchten nicht, dass sich Arbeit wie Arbeit anfühlt.
2. Wir wollen Teilzeit arbeiten und (trotzdem) ins Top-Management kommen.
3. Wir können auch vom anderen Ende der Welt einen guten Job machen.
4. Wir wollen nicht mehr hören: »Du hast noch keine Erfahrung.«
5. Wir wollen keine Manager:innen, sondern Menschen, die uns inspirieren und entwickeln.
Worauf schauen Talente beim Job?
Talente schauen bei einem Job auf drei Dinge: das Einkommen, die interne Wertschätzung und die externe Wertschätzung. Die interne Wertschätzung wird einem vom Unternehmen entgegengebracht, die externe Wertschätzung ist, wie das Umfeld auf den Job reagiert. Als Unternehmen muss man unbedingt verstehen, wo man in den jeweiligen Bereichen steht, auch im Vergleich mit der Konkurrenz. Und darauf basierend muss man die drei Komponenten in eine Balance bringen.
Arbeitet man zum Beispiel bei einer Tabakfirma, dann klopfen einem die Freund:innen nicht gerade anerkennend auf die Schulter. Dafür verdient man doppelt so viel wie sie.
Austausch mit dem Management – Reverse-Mentoring
Unternehmen sollten darüber hinaus konkrete Maßnahmen definieren, um ihren Führungskräften und den Mitarbeitenden anderer Generationen einen offenen Austausch mit der Generation Z zu ermöglichen.
Hierbei haben sich Reverse-Mentoring-Programme, Generationen-Workshops und regelmäßige Impulsvorträge von Vertreter:innen verschiedener Generationen bewährt.
„Aus meiner eigenen Erfahrung kann in der Vermittlung und in dem Diskurs zwischen den Generationen die Generation Y eine entscheidende Rolle spielen. Als Vertreterin der Gen Y und zugleich Führungskraft im Tech-Bereich leite ich in der Regel Teams, die eine Bandbreite verschiedener Generationen vereinen. Hierbei kommt mir zugute, dass ich die »alte« Arbeitswelt noch kenne und damit Verständnis für die Vorbehalte und Bedürfnisse der Vorgängergenerationen mitbringe, aber zugleich auch Forderungen der Generation Z gut nachempfinden kann.“
CVO – Chief visionary Officer
Intrapreneur
Echte Intrapreneur:innen suchen passende Lösungen für Probleme.
Wer Liebe erfahren will, der muss auch Liebe geben
Liebe ist keine Einbahnstraße. Wer Liebe erfahren will, der muss auch Liebe geben. Das trifft für Nerds und Geeks besonders zu. Es geht hier um mehr als nur Wertschätzung. Es geht um den Respekt und die A-zeptanz einer zu seiner Zeit stigmatisierten Gruppe von Menschen und ihrer Leidenschaft. Denn für lange Zeit wurden sie als Kellerkinder betitelt.
Neben Algorithmen, CPM (Cost Per Mille) und TKP (Tausend-Kon-takt-Preis) sind die Insights, die richtige Sprache zu beherrschen und vor allem die richtigen Protagonistinnen zu kennen, die einem Glaubwürdigkeit und Street Credibility verleihen, viel wichtiger. Zusammengefasst zielt Kanalmarketing auf die Abschöpfung von Reichweite ab, während es bei Kulturmarketing um die Förderung der Communities geht.
Nerds und Geeks haben sich schon immer darüber definiert, wie viel Wissen sie über ein Thema besitzen. Das ist der Ansatzpunkt für Mar-ken, nämlich den Mut zu haben, vollen Einsatz zu zeigen, und anzufangen, wie die Community selbst zu denken. Schließlich macht man das nicht nur für sich selbst, sondern auch für das Fandom.
Love-Brand
Wer also eine Love-Brand sein will, muss zuerst Liebe geben, die Kult-tur unterstützen und die Welt durch die Nerd-Brille sehen.
Haltung
Dem Kompetenzerleben der GenZ liegt eine besondere Haltung zugrunde. Eine Haltung, die Vorurteile bezüglich eines unpassend ausgeprägten Selbstbewusstseins der Gen Z schüren mag, uns allen jedoch zugleich unternehmerisch auch als Vorbild dienen kann: Die Gen Z lebt das Pippi-Langstrumpf Prinzip!
Sicher lassen sich nicht und sollten wir auch nicht alle Menschen bestimmter Jahrgänge über einen Kamm scheren. Was ich jedoch vielfach in unterschiedlichen Gründungslehre-Settings an (Hoch-) Schulen beobachten konnte, ist Folgendes: Egal, wie herausfordernd das Problem war oder um welche Aufgabe es sich handelte, auch wenn sie etwas noch nie gemacht haben, gehen viele aus der Gen Z erst einmal davon aus, dass sie es können.
Ein paar Tipps
- Haben Sie im Kopf, dass sich junge Talente über soziale Medien ständig vergleichen – und sich damit die Messlatte an einen Arbeitsplatz dramatisch verschoben hat. Seien Sie sich bewusst, was Sie Ihren Mitarbeitenden bieten können und was nicht. Gleichen Sie Letzteres aus.
- Um Talente zu gewinnen, hilft es, wenn diese das Unternehmen persönlich und so nah wie möglich kennen lernen und »spüren« können. Doch Qualität geht hier klar über Quantität. Anstelle von der Kontaktanbahnung in der breiten Masse beispielsweise.
- auf Messen kann sich der Aufbau und die Pflege weniger, dafür aber engerer persönlicher Kontakte auf Unternehmensevents als gewinnbringend erweisen. Dafür gibt es verschiedene erfolgreiche Tools wie zum Beispiel den Career Lunch.
- Gewähren Sie Gestaltungsfreiheit. Wer die jungen Leute als Auszubildende, Berufseinsteiger:innen oder im nächsten Kar-riereschritt als qualifizierte Mitarbeiter:innen für sich gewinnen möchte, muss ihnen Denk- und Handlungsfreiräume bieten, innerhalb derer sie sich ausprobieren können. Funktioniert das wie geplant – wunderbar. Funktioniert es nicht, dann geben Sie ihnen die Chance, aus ihren Fehlern zu lernen. Nicht nur Menschen, sondern auch Unternehmen entwickeln sich durch Lernen weiter.
- Nachhaltige Unternehmensführung ist für Bewerber:innen und Mitarbeiterinnen ein zunehmend wichtiges Entscheidungskrite-rium, und zwar sowohl bei der Auswahl als auch für den Verbleib beim/bei der Arbeitgeberin. Unser Rat daher: Gehören Sie zu den Guten und transformieren Sie gegebenenfalls Ihr Unternehmen.
Transparenz und Offenheit
Transparenz und Offenheit in allen Belangen sorgen für Vertrauensbildung und Stärkung der Unternehmenskultur. Formate wie »Ask-Me-Anything« können zwar manchmal auch unangenehme Themen aufwerfen, sorgen aber für mehr Einblicke und besseren Informationsfluss innerhalb der Firma.
- Führen Sie Mentoringprogramme ein! Mentoring lohnt sich für beide Seiten – die Unternehmen und die Mitarbeiter:innen. Gegenseitig lernt man voneinander, was dem Gegenüber wichtig ist, wie wer tickt. Dabei bleibt hervorzuheben, dass die GenZ mit Technologie, Social Media & Co. sehr intuitiv umgeht, was Unternehmen wiederum für sich nutzen sollten. Hier ist ein Reverse Mentoring Program sinnvoll, bei dem die jüngere Belegschaft in die Rolle des/der Mentors/Mentorin schlüpft und ihr Wissen an ältere Mitarbeitende weitergibt.
- Aktive Förderung für junge Menschen mit Migrationshintergrund bringt Vorteile für Geförderte und Fördernde: Geförderten wird eine bessere Berufslaufbahn ermöglicht, Fördernde bekommen direkten Zugriff auf die Talente von morgen. Ein probater Weg insbesondere auch, um mehr weibliche Arbeitskräfte zu gewinnen.
- Die GenZlerinnen sind als Digital Natives in einem Umfeld auf-gewachsen, das sie an permanente Kommunikation und Feedback gewöhnt hat. Folglich wollen sie stets verstehen, wo sie gerade stehen – jährliche Mitarbeiter:innengespräche sind für sie damit definitiv nicht ausreichend. Führungskräfte sollten ihre Feedbackkultur evaluieren und an die Bedürfnisse der jungen Generation anpassen – an dieser Stelle sind Unternehmen sowohl zeitlich als auch inhaltlich weit stärker gefordert.
- Die Personalabteilungen haben es in der Hand, ihre Führungskrät-te zum Thema GenZ zu sensibilisieren und über Trainingsmaß-nahmen zu schulen. Denkbar sind darüber hinaus Generationen-Workshops und regelmäßige Impulsvorträge von Vertreter:innen unterschiedlicher Generationen.
- Junge Menschen in die Kampagnenplanung einbinden und diesen Prozess professionalisieren. Beispiele sind das »Shadow Board« von Gucci oder das »CEO Global Reverse Mentor Pro-gram« von Estée Lauder, bei dem Millennials und Gen-Z-Talen-te mit Führungspersonen zusammenarbeiten.
- Content und Werbung auf Kanäle und Zielgruppe anpassen: Vi-deo-Content im 9:16-Format, kurze, relevante und regelmäßige Posts, neue Plattformen schnell und agil in Angriff nehmen und dabei die richtige Sprache sprechen.
- Nerd-Kultur und den Gaming-Markt ernst nehmen und sich darin ausprobieren.
- Berührungspunkte von Marke und Kund:innen für die Gen Z optimieren, datenbasiert Produkte verbessern und den Wünschen der Zielgruppe anpassen, in Erlebnissen denken, aus denen digitaler Content gemacht werden kann, um ein größeres Publikum zu erreichen.
- Mit Influencer:innen arbeiten, denn sie sind als Vorbilder der Gen Z wertvoll für das Branding und fördern Kaufentscheidungen.
- Mitarbeitende als Marke aufbauen: In einem Unternehmen mit 1000 Mitarbeitenden können 1000 Menschen beim Aufbau ihrer persönlichen Marke gefördert werden. Das kann eine Kraft frei-setzen, die vom Employer Branding und von den Marketingbemühungen der Firma selbst gar nicht erreicht werden kann.
- Fördern Sie aktiv Gen Zier:innen und junge Talente, sie brauchen trotz der Masse an Informationen im Internet Mentoring und Network, um auf der unternehmerischen Reise erfolgreich sein zu können.
- Binden Sie Talente auch in strategische Prozesse ein. In Trans-formationsprozessen, wie zum Beispiel auf der nächsten Stufe der Digitalisierung, dem Metaversum, spielt die Gen Z eine wichtige Rolle. Sie hat die Fähigkeiten, nicht nur diese technische, sondern auch die kulturelle Entwicklung in die richtigen Bahnen zu leiten, und bringt als Gründungsgeneration von morgen die Kompetenzen mit, die wir dafür brauchen.
- Jedes Großunternehmen und jedes Familienunternehmen braucht ein erstklassiges Intrapreneurship-Programm. Da die GenZ oftmals erfolgversprechende Märkte, Produkte und Dienstleistungen